Schlagwort: Schädlinge

  • Der Buchsbaumzünsler – ein gefräßiger Eindringling im Garten

    Kaum ein Schädling hat in den letzten Jahren so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie der Buchsbaumzünsler. Innerhalb weniger Wochen kann er jahrzehntealte Buchsbaumhecken vollständig kahlfressen – und das oft unbemerkt, bis es fast zu spät ist. Ursprünglich aus Ostasien eingeschleppt, hat sich dieser Falter rasant in ganz Mitteleuropa ausgebreitet und stellt Hobbygärtner wie Profis gleichermaßen vor große Herausforderungen.

    Doch wer seinen Lebenszyklus kennt und frühzeitig handelt, kann Schlimmeres verhindern. Hier ist ein kompakter Überblick über den kleinen, aber zerstörerischen Falter:


    Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis)

    Herkunft: Ostasien (eingeschleppt nach Europa, erste Funde in Deutschland um 2006)

    Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)

    Familie: Zünsler (Crambidae)

    Größe des Falters: Etwa 4 cm Flügelspannweite

    Färbung (Falter): Weiße Flügel mit braunem Saum und leichtem Schimmer

    Raupen: Grünlich mit schwarzen Streifen und Punkten, bis 5 cm lang

    Wirtspflanze: Bevorzugt Buchsbaum (Buxus spp.), selten andere Pflanzen

    Lebensweise & Schäden

    Flugzeit: Etwa von April bis Oktober

    Generationen: 2 bis 3 pro Jahr, je nach Wetterlage

    Überwinterung: Als junge Raupe in einem leichten Gespinst im Inneren des Buchsbaums

    Schadbild im Überblick

    • Kahlfraß an Blättern und grüner Rinde
    • Trockene, braune Triebe und Blattreste
    • Feine Gespinste im Pflanzinneren
    • Grüne Kotkrümel (häufigstes Frühwarnzeichen)
    • Absterben ganzer Sträucher bei starkem Befall

    Entwicklungszyklus des Buchsbaumzünslers

    1. Eiablage

    Dauer: ca. 3–5 Tage bis zum Schlüpfen Zeitraum: meist April bis Oktober (je nach Wetter) Ort: versteckt im Inneren des Buchsbaums auf der Blattunterseite

    2. Larvenstadium (Raupenstadium)

    Dauer: etwa 3–4 Wochen Stadien: die Raupe durchläuft 5–7 Häutungen Schadbild: starker Blatt- und Rindenfraß, Gespinstbildung Hinweis: die größte Zerstörung entsteht in diesem Stadium

    3. Verpuppung

    Dauer: ca. 1–2 Wochen Ort: geschützt in weißen Kokons innerhalb der Buchsbaumkrone

    4. Falter

    Lebensdauer: ca. 8–10 Tage Flugzeit: hauptsächlich Mai bis Oktober, in mehreren Generationen (2–3 pro Jahr möglich) Ziel: Fortpflanzung und Eiablage für die nächste Generation

    5. Überwinterung (optional)

    In kalten Monaten (Herbst/Winter) überwintern die Jungraupen (2. oder 3. Stadium) im Inneren des Buchsbaums, gut geschützt in einem Gespinst. Im Frühjahr (ab März) setzen sie dann ihre Entwicklung fort.

    Gesamtdauer pro Zyklus (Frühjahr bis Herbst):

    Etwa 6–8 Wochen, abhängig von Temperatur und Witterung.

    Sind die Raupen des Buchsbaumzünslers giftig?

    Nein, die Raupen des Buchsbaumzünslers (Cydalima perspectalis) sind nicht giftig – weder für Menschen noch für Haustiere. Es gibt keine toxischen Substanzen in ihrem Körper oder ihrer Absonderung.

    Allerdings gilt:

    Beim direkten Kontakt kann es in seltenen Fällen zu Hautreizungen oder allergischen Reaktionen kommen – besonders bei empfindlichen Personen.

    Daher empfiehlt es sich, Handschuhe zu tragen, wenn man die Raupen absammelt oder mit befallenen Pflanzen arbeitet.

    Für Hunde, Katzen oder Vögel besteht beim versehentlichen Fressen in der Regel keine Gefahr, auch wenn der Geschmack der Raupen durch ihre Futterpflanze (Buchsbaum) möglicherweise abschreckend wirkt.


    Der Falter – leise Gefahr aus der Luft

    Der Falter des Buchsbaumzünslers ist unscheinbar, aber nicht zu unterschätzen. Er sorgt für die rasante Vermehrung und legt die Basis für jede neue Generation von Raupen.

    Flugzeit: Etwa von April bis Oktober

    Generationen: In der Regel 2 bis 3 pro Jahr, abhängig von Witterung

    Eierablage: An der Blattunterseite, bevorzugt im dichten Inneren der Pflanze

    Besonderheit: Es gibt auch eine dunkle Variante mit nahezu vollständig braunen Flügeln

    Wichtig zu wissen: Die Raupen richten den eigentlichen Schaden an – nicht der Falter selbst!

    Ein einziges Falter-Weibchen kann mehrere Hundert Eier ablegen. Darum ist eine konsequente Beobachtung ab Frühjahr entscheidend.

    Der Falter des Buchsbaumzünslers ist vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv.

    Tagsüber hält er sich meist ruhig an Blättern oder in der Nähe des Buchsbaums auf und ist eher unauffällig. Wichtig: Man wird ihn nicht am Buchsbaum selbst finden, er verweilt meist in anderen Pflanzen. In der späten Abenddämmerung beginnt dann der eigentliche Flug, bei dem die Weibchen gezielt nach Buchsbäumen suchen, um dort ihre Eier abzulegen.

    Zusammengefasst:

    Aktivität: vor allem abends und nachts

    Tagsüber: meist ruhend, selten sichtbar in Bewegung

    Eierablage: ebenfalls bevorzugt in der Dämmerung oder Nacht

    Für die Überwachung des Falterflugs eignen sich daher Pheromonfallen, die rund um die Uhr aktiv sind und so einen Befallsbeginn anzeigen können. Allerdings muss das nicht heißen, das die Falter auch dort gefangen werden.


    Bekämpfung

    Vorbeugung und Alternativen

    Nicht jeder Garten muss dem Buchsbaumzünsler zum Opfer fallen – mit gezielter Vorbeugung und dem richtigen Blick zur richtigen Zeit lässt sich viel Schaden vermeiden. Das Wichtigste ist: Beobachten, Erkennen und rechtzeitig Handeln.

    • Keine neuen Buchsbäume pflanzen in Regionen, in denen der Zünsler bereits stark verbreitet ist
    • Förderung natürlicher Gegenspieler wie Vögel, Schlupfwespen und andere Insekten durch naturnahe Gartengestaltung
    • Regelmäßige Kontrollen ab dem Frühjahr – besonders im dichten Inneren der Pflanze auf Raupen, Gespinste und Kotkrümel achten
    • In Süd-Niedersachsen ist der Einsatz von Ilex als Ersatz oft ungeeignet wegen des anspruchsvollen Bodens
      • Lonicera nitida oder Liguster sind gute Alternativen – allerdings: Einen wirklich gleichwertigen Ersatz für den Buchsbaum in Optik, Schnittfestigkeit und Struktur gibt es kaum

    Aktuell testen wir ein vielversprechendes biologisches Mittel, das gezielt gegen den Zünsler wirkt – ganz ohne chemische Keule. Die bisherigen Erfahrungen stimmen positiv.

    Wie lange dauert die Bekämpfung?

    Die Bekämpfung ist keine Einmal-Aktion, sondern ein Prozess:

    Akutphase: Erste Behandlung direkt nach Raupenfund – etwa 1–2 Wochen

    Nachbehandlungen: Weitere Generationen folgen im Sommer – daher mehrere Kontroll- und Einsatzintervalle notwendig

    Langfristige Perspektive: Neue Falter fliegen jederzeit ein – ein dauerhafter Erfolg erfordert regelmäßige Kontrolle über Jahre hinweg

    Realistisch: Mit 1 intensiven Saison beginnt der Weg – ein kompletter Befallsstopp ist nur mit Geduld und Prävention möglich

    Als zugelassenes Pflanzenschutzmittel kann auch Universal-Raupenfrei von Lizetan verwendet werden, dieses wirkt ebenfalls Biologisch.

    Dabei unbedingt beachten:

    Kauft eure PSM (Pflanzenschutzmittel) ausschließlich im Fachhandel, idealerweise in Gartencentern, die sich auf Pflanzen spezialisiert haben. Nur dort bekommt ihr die Beratung, die für eine sichere und wirksame Anwendung entscheidend ist.

    Pflanzenschutzmittel dürfen nur eingesetzt werden, wenn sie offiziell zugelassen sind – und exakt nach Anweisung verwendet werden!

    Zur Info: Wir selbst verkaufen keine PSM mehr, da wir die umfangreichen sicherheitstechnischen Anforderungen im Betrieb nicht umsetzen können. Daher haben wir den Verkauf vollständig eingestellt.

    Verpuppter Buchsbaumzünsler

    Hinweis zum Rückschnitt

    Ein starker Rückschnitt im Herbst ist theoretisch möglich, aber aus unserer Sicht nicht sinnvoll. Der Buchsbaum wächst sehr langsam – ein starker Schnitt schwächt die Pflanze zusätzlich und bringt im Kampf gegen den Zünsler keinen echten Vorteil.


    Wenn ihr Unterstützung beim Zünsler-Befall braucht – sprecht uns an!

    Wir beraten euch individuell und finden gemeinsam eine Lösung.


    Fazit

    Der Buchsbaumzünsler ist hartnäckig – aber nicht unbesiegbar. Wer regelmäßig kontrolliert, rechtzeitig eingreift und auf biologische Mittel setzt, kann seine Buchspflanzen oft noch retten. Und wer auf Alternativen umsteigt, hat sogar dauerhaft Ruhe vor dem kleinen Vielfraß.


    Wir würden uns sehr freuen wenn ihr unseren Blog weitreichend teilt, damit wir mehr Interessierte Leserinnen/Leser bekommen. Nur so macht es für uns auch Sinn, die Mühe aufzubringen, um euch diese großen und umfangreichen Beiträge bieten zu können!

  • Maikäfer (Melolontha melolontha)

    Wenn im Frühjahr die Temperaturen steigen und die Bäume in frischem Grün erstrahlen, beginnt die Zeit des Maikäfers. Der große, brummende Käfer mit den auffälligen Fühlern ist nicht nur ein echter Klassiker unter den heimischen Insekten, sondern auch tief in unserer Kultur verwurzelt. Ob in Kinderliedern, Geschichten oder als gefürchteter Gartenschädling – der Maikäfer ist vielen von uns noch gut bekannt.

    Doch was steckt eigentlich hinter diesem bekannten Käfer? Wie lebt er, warum tritt er in manchen Jahren in großer Zahl auf – und wie unterscheidet er sich eigentlich vom ebenfalls häufigen Junikäfer?


    Ordnung: Käfer (Coleoptera)

    Familie: Blatthornkäfer (Scarabaeidae)

    Größe: 20–30 mm

    Farbe: Rötlichbraune Flügeldecken, schwarzer Halsschild, fächerförmige Fühler

    Flugzeit: April bis Juni (Schwerpunkt: Mai)

    Lebensraum: Wälder, Waldränder, Gärten, Felder

    Ernährung (Adulte): Blätter von Laubbäumen (besonders Eiche, Buche, Obstbäume)

    Larven (Engerlinge): Leben 3–5 Jahre im Boden, ernähren sich von Wurzeln

    Besonderheit: Massenvermehrungen im Abstand mehrerer Jahre (“Maikäferjahre”)


    Unterschiede zum Junikäfer (Amphimallon solstitiale)



    Fazit:

    Maikäfer sind deutlich größer, auffälliger und kommen meist im Frühling vor, während der kleinere Junikäfer eher im Sommer unterwegs ist. Beide Arten haben ähnlich aussehende Larven, die im Boden leben und dort Wurzeln fressen – das kann vor allem im Rasenbereich problematisch werden.


    In den kommenden Tagen kommt noch ein ausführlicher Bericht vom Buchsbaumzünsler, dieser macht aktuell jedem Gartenliebhaber Probleme.

    Bis die Tage!

  • Ameisen und Blattläuse – Eine faszinierende Symbiose im Kleinen

    Ameisen und Blattläuse – Eine faszinierende Symbiose im Kleinen

    In der Welt der Insekten gibt es viele spannende Wechselbeziehungen – doch kaum eine ist so erstaunlich wie die Partnerschaft zwischen Ameisen und Blattläusen. Was auf den ersten Blick wie eine Ausbeutung erscheinen mag, ist in Wahrheit ein perfekt eingespieltes System gegenseitigen Nutzens. Diese Beziehung wird in der Biologie als Trophobiose bezeichnet – eine Form der Symbiose, bei der ein Tier von den zuckerhaltigen Ausscheidungen eines anderen profitiert.

    Was passiert da eigentlich?

    Blattläuse ernähren sich vom Pflanzensaft (Phloem), der reich an Zucker, aber arm an Eiweiß ist. Um genug Nährstoffe zu erhalten, müssen sie große Mengen dieses Safts aufnehmen. Den überschüssigen Zucker scheiden sie in Form von Honigtau wieder aus – eine klebrige Flüssigkeit, die für Ameisen hochinteressant ist.

    Ameisen haben gelernt, diesen Honigtau gezielt „zu ernten“. Dabei berühren sie die Blattläuse mit ihren Fühlern und regen sie dadurch zur Abgabe des Honigtaus an – ein Verhalten, das oft als „Melken“ bezeichnet wird. Diese süße Belohnung nutzen die Ameisen selbst oder bringen sie als Futter in ihren Bau.

    Was haben die Blattläuse davon?

    Blattläuse sind vergleichsweise wehrlose Tiere und leichte Beute für Fressfeinde wie Marienkäfer, Florfliegenlarven oder Schlupfwespen. Die Ameisen übernehmen eine Art Schutzdienst: Sie vertreiben Angreifer und verteidigen „ihre“ Blattläuse oft mit großer Aggression.

    Einige Ameisenarten gehen noch weiter: Sie transportieren Blattläuse an neue, nährstoffreiche Pflanzenteile, nehmen sie mit in den Bau oder kümmern sich um die Eier in der kalten Jahreszeit. Für die Blattläuse bedeutet das: Sicherheit und Zugang zu Nahrung – für die Ameisen: eine konstante Honigtauquelle.

    Lebenszyklus der Blattlaus

    Der Lebenszyklus der Blattläuse ist bemerkenswert komplex. Viele Arten vermehren sich im Frühling und Sommer ungeschlechtlich – eine einzige Blattlaus kann innerhalb kurzer Zeit Tausende Nachkommen erzeugen. Im Herbst hingegen entstehen Männchen und Weibchen, die sich paaren. Die befruchteten Weibchen legen Eier, die den Winter überdauern.

    Einige Blattlausarten entwickeln geflügelte Generationen, die neue Pflanzen besiedeln können – eine Art „Expansion“, die auch den Ameisen zugutekommt, wenn sie ihre Symbiose auf neue Kolonien ausweiten möchten.

    Nützlich oder schädlich?

    Für das Ökosystem ist diese Beziehung nicht eindeutig gut oder schlecht. Einerseits fördert sie die Stabilität von Insektenpopulationen und trägt zur Vielfalt bei. Andererseits können große Blattlauskolonien – besonders wenn sie von Ameisen beschützt werden – Pflanzen stark schädigen.